Jeder in Deutschland muss eine Krankenversicherung abschließen. Eine Entscheidung für die richtige Krankenversicherung fällt vielen angehenden Unternehmern schwer, sind sie doch vollauf mit der Gründung beschäftigt. Zwischen Kundenakquise, Werbemaßnahmen und dem Aufbau des eigenen Unternehmens verschieben viele Existenzgründer die Frage nach einer passenden Krankenversicherung auf später. Damit Sie im Krankheitsfall gut abgesichert sind, sollten Sie sich dennoch im Vorfeld mit der Thematik auseinandersetzen. Als Arbeitnehmer haben Sie Glück, denn Ihr Arbeitgeber zahlt die Hälfte Ihrer Beiträge. Möchten Sie Ihr eigenes Unternehmen gründen, müssen Sie dagegen selbst für Ihre Krankenversicherung aufkommen.
Sie haben die Wahl, ob Sie sich gesetzlich oder privat versichern möchten. Welche Krankenversicherung am besten zu Ihnen passt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Familienstand, Alter, Einkommen und Gesundheitszustand sollten Sie bei Ihrer Entscheidung berücksichtigen.
Wichtiges vorab:
Ihr Status vor der Existenzgründung: Waren Sie vor der Gründung sozialversicherungspflichtig angestellt oder familienversichert? Dann haben Sie die Wahl zwischen einer privaten Krankenversicherung und einer gesetzlichen. Üben Sie Ihre Selbstständigkeit hauptberuflich aus, endet mit Beginn Ihrer Selbstständigkeit die Pflicht zur gesetzlichen Krankenversicherung. Spätestens drei Monate nach Beginn Ihrer selbstständigen Tätigkeit müssen Sie einen Antrag auf freiwillige gesetzliche Versicherung stellen oder eine private Krankenversicherung abschließen. Für die Beiträge zur Krankenversicherung müssen Sie als Selbstständiger immer selbst aufkommen, unabhängig davon, ob Sie gesetzlich oder privat versichert sind.
Hauptberuflich oder nebenberuflich selbstständig?
Ein wesentliches Kriterium für die Wahl Ihrer Krankenkasse ist, ob Sie Ihre selbstständige Tätigkeit hauptberuflich oder nebenberuflich ausführen.
Einfach ist es, wenn Sie nebenberuflich selbstständig sind. Dann sind Sie hauptberuflich in einem Job tätig und über diesen sozialversichert. Ihre Selbstständigkeit üben Sie zusätzlich zu dieser Tätigkeit aus. Wichtig: Das Einkommen aus Ihrer selbstständigen Tätigkeit muss geringer sein als das aus Ihrem Hauptjob. Dies ist eine Voraussetzung dafür, dass Ihre Selbstständigkeit von der Krankenkasse als nebenberuflich eingestuft wird. Außerdem darf Ihre nebenberufliche Tätigkeit nicht mehr als 18 bis 20 Stunden Ihrer Zeit in Anspruch nehmen. Sollten Sie in Ihrer Selbstständigkeit Mitarbeiter beschäftigen, wird Ihre Tätigkeit von der Krankenversicherung automatisch als hauptberuflich eingestuft.
Wichtig: Sollten Sie Ihre Selbstständigkeit nebenberuflich gegründet haben und die oben genannten Voraussetzungen nach einer Weile nicht mehr erfüllen, wird Ihre Tätigkeit als hauptberufliche Selbstständigkeit gewertet. Dann müssen Sie die Beiträge zur Krankenversicherung nachträglich zahlen.
Unser Tipp: Sind Sie unsicher, ob Ihre Selbstständigkeit haupt- oder nebenberuflich ist, lassen Sie dies von Ihrer Krankenversicherung prüfen.
Vorteile gesetzlicher Krankenversicherungen
Gesetzliche Krankenkassen eignen sich für Familien. Haben Sie Kinder oder planen Sie, demnächst Nachwuchs in die Welt zu setzen? Dann profitieren Sie von der Familienversicherung: Ihre Kinder, Ihr Lebenspartner oder Ehegatte können unter bestimmten Voraussetzungen kostenlos bei Ihnen mitversichert sein.
Für Kinder gilt eine Altersbegrenzung: Sind Sie minderjährig, können Sie auf jeden Fall bei Ihnen mitversichert sein. Bis zum 23. Lebensjahr können Ihre Kinder familienversichert sein, wenn sie noch über kein eigenes Einkommen verfügen und bis zum 25. Lebensjahr, wenn sie eine Schule oder Ausbildung absolvieren. Voraussetzung für die Familienversicherung ist, dass Sie und Ihre Mitversicherten den Hauptwohnsitz in Deutschland haben. Der mitversicherte Ehe- oder Lebenspartner darf nicht hauptberuflich selbstständig sein. Außerdem darf er nicht mehr als 450 Euro pro Monat verdienen.
Günstigere Beiträge für selbstständige Geringverdiener ab 2019: Ab 2019 wird es günstig. Das monatliche Mindesteinkommen zur Berechnung der Beiträge wurde drastisch um etwa die Hälfte reduziert. Davon profitieren Selbstständige mit geringem Einkommen. Bisher ging der Gesetzgeber von einem monatlichen Mindesteinkommen von 2.283,50 Euro aus, unabhängig davon, ob der Selbstständige ein Einkommen in dieser Höhe erzielte oder es darunter lag.
Die neue Berechnung geht von einem Einkommen von 1.038 Euro pro Monat aus. Gerade zu Beginn der Selbstständigkeit verdienen viele Unternehmer deutlich weniger und konnten sich in der Vergangenheit oftmals die hohen Beträge für die Krankenversicherung nicht leisten. Ab dem 01.01.2019 ändert sich das. Abhängig davon, in welcher gesetzlichen Krankenkasse Sie Mitglied sind, müssen Sie nun mit einem monatlichen Beitrag um die 190 Euro rechnen – inklusive Pflegeversicherung. Ein wesentlicher Vorteil gesetzlicher Krankenversicherungen: Die Beiträge sind immer kalkulierbar und weder abhängig vom Alter noch von Ihrem Gesundheitszustand. Allein Ihr Einkommen entscheidet über die Höhe der Beiträge.
Ihr Gesundheitszustand ist nicht der beste? Für die Aufnahme in einer gesetzlichen Krankenkasse sind Vorerkrankungen nicht relevant. Um Mitglied zu werden, müssen Sie sich keiner Gesundheitsprüfung unterziehen.
Nachteile gesetzlicher Krankenversicherungen
Gesetzlich Versicherte müssen länger auf Termine warten – das gilt sowohl für das Erhalten eines Termins beim Facharzt als auch für die Zeit im Wartezimmer: Als gesetzlich Versicherter brauchen Sie einfach etwas Geduld.
Sie legen Wert auf eine Behandlung durch den Chefarzt? Dann sollten Sie lieber auf den Abschluss einer gesetzlichen Krankenversicherung verzichten. Als gesetzlich Versicherter haben Sie nicht die Wahlfreiheit, wenn es darum geht, wer Sie behandeln darf. Grundsätzlich werden Sie von Vertrags- und Kassenärzten behandelt.
Sie müssen Zuzahlungen leisten: für Medikamente, aber auch für manche Leistungen, die Ärzte anbieten.
Vorteile privater Krankenversicherungen
Patienten erster Klasse: Sie werden bevorzugt behandelt. Sie erhalten schneller einen Termin beim Facharzt und müssen weniger Zeit im Wartezimmer verbringen. Auch wenn es um die Wahl des Arztes oder Krankenhauses geht, haben Sie Vorteile. Sie können selbst entscheiden, wo Sie behandelt werden möchten und wer die Behandlung durchführen soll – ob ein Assistenzarzt ausreicht oder es dann doch der Chefarzt sein soll.
Individuelle Anpassung von Leistungen/Tarifen: Sie können einen Vertrag abschließen, der zu Ihnen passt. Sie benötigen eine Brillenversicherung oder möchten grundsätzlich im Krankenhaus ein Einzelzimmer erhalten? Die Leistungen Ihrer privaten Krankenkasse können Sie individuell an Ihren Bedarf anpassen. Dementsprechend gestaltet sich auch der Tarif.
Beitragsrückerstattung: Gesundheit wird honoriert. Nehmen Sie eine längere Zeit keine Leistungen Ihrer privaten Krankenkasse in Anspruch, bekommen Sie einen Teil Ihrer Beiträge zurückerstattet.
Nachteile privater Krankenversicherungen
Gesonderte Verträge für alle Familienangehörigen: Die privaten Krankenversicherungen bieten keine Familienversicherung an. Jedes Familienmitglied erhält einen gesonderten Vertrag, der abhängig vom Alter und Gesundheitszustand des Versicherten ist.
Gesundheitsprüfung: Bei Aufnahme in eine private Krankenversicherung führt diese einen Gesundheitscheck durch. Sind Sie chronisch krank oder leiden an einer Vorerkrankung, müssen Sie mit hohen Beiträgen rechnen.
Im Alter wird es teurer: Auch das Alter spielt eine Rolle: Die Beiträge steigen mit zunehmendem Alter. Eine private Krankenversicherung ist für ältere Versicherte ein Kostenfaktor, den sich nicht jeder leisten kann.
Die Qual der Wahl
Es gibt nicht das eine Modell, das für jeden Versicherungsnehmer passt. Um Ihnen die Entscheidungsfindung für die passende Krankenversicherung zu erleichtern, haben wir noch einmal zusammengefasst, welche Versicherung sich für wen eignet.
Über eine private Krankenversicherung sollten Sie nachdenken, wenn Sie jung, gesund und kinderlos sind sowie über ein gutes Einkommen verfügen. Sie haben Familie, leiden an einer Vorerkrankung und möchten Ihre Beiträge immer kalkulieren können? Dann sind Sie in einer gesetzlichen Krankenversicherung gut aufgehoben. Für welche Art der Krankenversicherung Sie sich auch entscheiden – wichtig ist, dass Sie es rechtzeitig tun, damit Sie im Krankheitsfall gut versorgt sind.
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Bildquelle: Pixbay